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2.4 Ensheim im 20. Jahrhundert


2.4.3 Ensheim während der Nazi-Diktatur (1935 - 1945)


Kriegsgeschichten (1)


Zuviel Wasser in der Leberwurst - ein Metzger muss an die Front

Von Hans Mayer, Hamburg

Zu Kriegsbeginn 1939 gab es in Ensheim mehrere selbständige Metzgereien. Nach und nach wurden die Männer eingezogen, und die Läden wurden geschlossen. Nur einer schaffte es, bis ca. Mitte 1943 dem »Endsieg« an der Heimatfront zu dienen, nicht ohne deswegen so manchen scheelen Blick auf sich zu ziehen. So kam, was kommen musste. Eine Bekannte meiner Mutter kaufte in der fraglichen Zeit bei selbigem Metzger Leberwurst. Unsere Bekannte war überzeugte Parteigenossin und die Frau des einzigen Ensheimer Zahnarztes, der inzwischen längst Soldat war. Zu Hause fiel der Bekannten auf, dass die Wurst nicht so ganz webecht war. Der nächste Weg war zur damals sehr strengen Lebensmittelüberwachung. Das Ergebnis: die Wurst enthielt, was sie nicht durfte, nämlich zuviel Wasser. Auf diese Sünde folgte Frontbewährung für den Metzger, was im Dorfe mit mehr oder weniger heimlicher Schadenfreude betrachtet wurde. Der solchermaßen Bestrafte hatte aber Glück und kehrte bald nach Kriegsschluss ohne Blessuren nach Ensheim zurück und schaffte es, wegen »der Denunziation durch eine Nazi«, dass unsere Bekannte noch 1945 das Saarland verlassen musste. Ihr Mann hatte den Krieg auch überstanden und führte seine Zahnarztpraxis bei Hannover fort.

E-Mail des Verfassers: Hans.My@t-online.de


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© Paul Glass 1997 - 2004 

Abfassung: 10.04.2004 Letztes Update: -