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2.6.4 Das Ensheimer Schulwesen


Exkurs: Die Evangelische Volksschule in Ensheim

von Birger Bowles, Gassenmühle [Text geringfügig von mir geändert; PG]


Teil I:

Die ehemalige evangelische Volksschule Ensheim verdient auch eine Erwähnung in der Ensheim Homepage, weil sie als Zwergschule doch eine kleine Besonderheit darstellte. Sie befand sich in einem Nebenraum der ev. Kirche, der Schwester-Gottfrieda-Straße zugewandt und existierte ab etwa 1950 bis zur Gebietsreform. 8 Klassen mit jeweils 1 - 4 Schülern (aus Ensheim, Eschringen und Ormesheim) waren in einem Raum und unter der Aufsicht eines Lehrers vereinigt. Für die ab Anfang der 60-er Jahre eingeführte 9. (Volksschul-)Klasse wurde die Konfessionstrennung nicht übernommen. Die betr. Schüler wurden nach der 8. Klasse in die 9. Klasse(n) der kath. Schule übergeleitet, die auch die Absolventen aus den Schulen der Nachbargemeinden aufnahm. Ähnliches geschah, wenn der (einzige) Lehrer einmal krank war: Flugs wurden wir für die Dauer der Trapp'schen *) oder Royar'schen *) Unpässlichkeit auf die entsprechenden kath. Klassen aufgeteilt - also nix mit Freistunden oder außerordentlichen Ferien!

Es ist doch interessant, dass man zu dieser Zeit Volksschüler nach Konfessionen, Mittel- und Oberschüler dagegen nach Geschlecht auf verschiedene Schulen aufteilte!

 

*) ? Trapp (St.Ingbert) und Heinz Royar (Gersheim) = Lehrer der ev. Volksschule von 1953 bis 1956 bzw. 1956 bis ?

PS: Zu dieser Version aus Schülersicht erreichte mich Anfang Januar 2006 ein Brief des oben erwähnten ehemaligen Lehrers Heinz Royar mit einer Richtigstellung, die ich an dieser Stelle gerne publiziere.

Teil II. 

Auf dem Foto von 1965, vermutlich auch auf dem Foto von 1960/61, fehlen die „ganz Kleinen“ – 1., 2., evtl. 3. Klasse. Ende der 50-er, Anfang der 60-er Jahre begann man, die Zwergschule in der Weise aufzulösen, dass keine Einschulungen mehr erfolgten. Einhergehend mit der Errichtung der Wickersbergschule wurden nur noch dort – jetzt ohne Rücksicht auf die Konfession* – Einschulungen vorgenommen. Die Ev. Volksschule wurde somit sukzessiv zum Auslaufmodell.

*) Die Ev. Volksschule umfasste max. die Klassenstufe 8. Bei der Mitte der 50-er Jahre eingeführten 9. Klassenstufe gab es von Anfang an keine konfessionelle Trennung d.h. die ev. Schüler wurden dann mit ihren kath. Mitschülern in der Kath. Volksschule zunächst zusammen geführt, bevor sie dann wiederum konfessionell getrennt die 9. Klasse in St.Ingbert absolvierten.

Das Zwergschulenmodell Ensheim wurde mehr oder weniger auf (über-)eifriges Betreiben protestantischer Mitbürger (Fritz Kautz, Karl Schuck...) erst kurz nach dem 2. Weltkrieg aus der Taufe gehoben (~ 1950). Davor (und danach) gab es keine konfessionelle Trennung; lediglich der Reli-Unterricht wurde getrennt abgehalten. Angeblich fürchtete/unterstellte man seitens der „Separatisten“ eine Benachteiligung der ev. Schülerminderheit in überwiegend katholischen Klassenverbänden. Dies wird einhellig von Betroffenen, z.B. von meiner Mutter, meinen Onkels usw. bestritten. Obwohl kath. Ordenschwestern einen nicht geringen Teil der Lehrerschaft ausmachten, entbehrten die Befürchtungen jeglicher Grundlage.

Dies bestätigen auch meine eigenen Erfahrungen. Während meiner Volks-/Grundschulzeit (1954 –1959) war zweimal der jeweilige Lehrer – Herr Trapp bzw. Herr Royar – für 2,3 Wochen erkrankt. Während diesen Zeiten wurden die ev. Schüler in den jeweiligen Klassen der Kath. Volksschule unterrichtet. In meinem Fall geschah dies einmal in der 2. Klasse bei Klassenlehrer Hubertus („Kaiser Wilhelms Backenbart“) und in der 4. Klasse bei Klassenlehrer Conrad. Eine Benachteiligung war in keinem Fall zu verzeichnen. Erstaunlicherweise hatten wir Zwergschüler auch keine Lernrückstände gegenüber unseren kath. Mitschülern – sicherlich ein Verdienst der besonderen pädagogischen und organisatorischen Fähigkeiten der Zwergschulen-Lehrer. Ich versteige mich sogar zu der Behauptung, dass der Zwergschüler von damals mehr Bildung erfahren hat als ein Hauptschüler von heute.

Untergebracht war die Ev. Volksschule in einem Seitenraum der ev. Kirche entlang der Schwester-Gottfrieda-Straße.

(Nachtrag von Birger Bowles vom 18.02.2006)

Die SchülerInnen der Evangelischen Volksschule in Ensheim im Jahr 1961 (Foto: Birger Bowles)

Folgende SchülerInnen konnten identifiziert werden: 1 Hubert Burgett; 2 Monika Weber; 3 Roland ?; 4 Erich Guth; 5 Erwin ?; 6 Volker Michler; 7 Helga Laufer; 8 Christa Bowles; 10 Hans-Georg Fischer; 12 Brunhilde Nather; 13 Elfriede Schneider; 16 Gerhard Graf; 17 Ingrid Laufer; 20 Wolfgang Westpfal; 21 Herbert ?; 24 Bernd; 25 Freddy Braun; 29 Reiner Nather


Datum der Erstellung: 18.04.2001


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